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Die Kaj Munk-Seite im NordPark Verlag






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Paul Gerhard Schoenborn
Kaj Munk

Heftbroschur mit Schutzumschlag
100 S.; 2024; EUR 11,00;
Neuauflage
Paperback ISBN: 978-3-9943940-85-5

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Am 5. Januar 1944, fand man frühmorgens die Leiche von Pastor Munk auf Hørbylunde Bakke bei Silkeborg. Am Abend zuvor hatte ihn ein SS-Kommando in seinem Pfarrhaus in Vedersø verhaftet. Das Auto der SS fuhr lange durch die Nacht, hielt schließlich unterwegs, und Kaj Munk wurde kaltblütig erschossen. Es war ein von Hitler und Himmler angeordneter Terrorschlag. Mit der Ermordung Kaj Munks sollte der Widerstand im dänischen Volk gegen die Besetzung durch das Großdeutsche Reich eingeschüchtert werden. Wer aber war dieser Kaj Munk?Paul Gerhard Schoenborn stellt den politischen Pfarrer und Dichter mit Beiträgen zur Person, zur politischen Einstellung und zum literarischen Schaffen vor.

Der dänische Dorfpfarrer Kaj Munk (1898-1944) ist im Norden Europas bis heute unvergessen. Mit seinen Dramen wurde er zum Erneuerer des skandinavischen Theaters seiner Zeit.
Während des Zweiten Weltkriegs protestierte er öffentlich in Vorträgen und in seinem Schauspiel »Niels Ebbesen« gegen die Besetzung seines Vaterlandes durch die Deutschen. Seine politischen Predigten riefen, je länger der Krieg dau- erte, immer unmissverständlicher zum Widerstand auf. Er wurde zur Symbolfigur des dänischen Freiheitswillens.
Am 4.Januar 1944 verhaftete ihn ein eigens aus Berlin angereistes SS-Kommando und erschoss ihn unterwegs bei Silkeborg. Mit ihm sollte die Stimme des Widerstands in Dänemark zum Verstummen gebracht werden. Aber die Stimme des Toten tönte hinfort lauter und eindringlicher als die des Lebenden.

In Deutschland ist er, als Dramatiker wie als Widerstandskämpfer »mit der Waffe des offenen Wortes«, weithin unbekannt geblieben. Seit zwei Jahrzehnten bemühe ich mich, meinen Teil dazu beizutragen, dass man diesen Dichterpfarrer aus Vedersø nun auch im deutschen Sprachraum stärker wahrnimmt.
–Dazu dient auch dieses »Besondere Heft« des Wuppertaler Nordpark-Verlags. Es enthält drei Texte:
– meinen Vortrag vor bergischen Schriftstellern: »Kaj Munk, der politische Pfarrer und Dichter, den die SS erschoss«
(Seite 10-39),die autobiographische Skizze »Mein Weg zu Kaj Munk – meine Wege mit Kaj Munk« (Seite 42-82),
- eine detaillierte Übersicht über »Kaj Munk – Leben und Werk« (Seite 83-92).

Ich widme dieses ­»Besondere Heft« meinem treuen Jugendfreund Gerd Matten, mit dem zusammen ich in sieben Jahrzehnten viel erlebt und Vieles diskutiert habe. Mit ihm und meiner Frau stand ich 1993 zum ersten Mal am Grab Kaj Munks bei der Kirche von Vedersø.

Paul Gerhard Schoenborn








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Kaj Munk, der politische Pfarrer und Dichter, den die SS erschoss

Zur Person Kaj Munks
Geboren am 13. Januar 1898 in Maribo, einer Kleinstadt auf der Insel Lolland, getauft als Kaj Harald Leininger Petersen. Die Eltern, der Gerbermeister Carl Emanuel Petersen und seine Frau Anne Mathilde, sterben früh. Mit fünf Jahren ist der Kleine Vollwaise. Verwandte der Mutter, die Kleinbauern Peter und Marie Munk aus Opager, einem kleinen Dorf sechs Kilometer von Maribo entfernt, nehmen ihn auf und adoptieren ihn. Von ihnen bekommt er den Namen Munk.

Kaj Munk stammt also aus dem Milieu von Handwerkern und Kleinbauern – untere Mittelschicht – nicht aus dem Milieu von Großbürgern und Großbauern oder von Menschen mit akademischer Bildung.

Der Verlust beider Eltern, besonders der Mutter, wirkt tief auf seine Seele ein. Es dauert eine Zeit, bis er die Liebe seiner Pflegeeltern akzeptiert. Dann aber ist er ihnen wirklich wie ein Kind bis zu ihrem Lebensende zugetan. Besonders Marie Munk, leicht behindert, doch willensstark und eine gläubige Pietistin, überträgt auf ihn Willensstärke, Gradlinigkeit und einen konservativen Wertekosmos.

Zu Beginn der Schulzeit hat er Riesenglück, er trifft auf einen wirklichen und herzensguten Lehrer. Martinus Wested ist Grundtvigianer, ein vielseitig gebildeter christlicher Humanist. Er erkennt die sprachliche, dichterische Begabung des kleinen Kaj und fördert sie, ebenso wie auch der grundtvigianische Vikar Oscar Geismar, später Oberhofprediger in Kopenhagen. Beide führen den Jungen ein in dänische Geschichte und Literatur und begleiten ihn in enger Freundschaft, solange er lebt.

Starke Gegenpole bestimmten also den Heranwachsenden: Eltern im Himmel und Eltern auf der Erde, pietistische Frömmigkeit der Kleinbauern auf der einen und grundtvigianischer, patriotischer Kulturprotestantismus der Lehrer auf der anderen Seite.

Physisch ist er nicht der Stärkste, gleicht das aber aus durch einen starken Willen. Psychisch ist er hin- und hergerissen von starken seelischen Spannungen und eruptiven Emotionen. Er vereinigt absolute Gegensätze in sich, kokettiert mit seinem Sprachwitz und seinen dialektischen Fähigkeiten, ist manchmal genialisch rasch, manchmal auf den Tod matt, also wohl ein manisch-depressiver Typus.

Seine Schulleistungen sind hervorragend. Trotz der beschränkten finanziellen Mittel einer Kleinbauernfamilie ermöglichen ihm die Munks ein Theologiestudium.

Das sinnlose Blutvergießen des ersten Weltkriegs löste, wie wir wissen, allgemein in Europa eine Kulturkrise aus, bei Kaj Munk bewirkt es eine starke religiöse Krise. Durch Berichte über die blutige Realität auf den Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkriegs wird sein kindlich-vertrauensvoller Glaube an Gott radikal in Frage gestellt. Zeitlebens bleibt sinnloser, früher Tod eine existentielle Anfechtung für ihn. Sein Kinderglaube an den lieben und guten Gott zerbricht und muss neu erkämpft werden. Später radikalisiert ihn zusätzlich die Beschäftigung mit Sören Kierkegaard.

Gleichzeitig trägt ihn aber seine pietistische Unterströmung. Kaj Munk studiert gründlich Theologie, aber er wird kein theologischer Gelehrter. Er bekommt einen festen Glaubensgrund. Er gründet sich auf den Juden Jesus. Am 10. November 1923 um 8.48 Uhr morgens notiert er auf einen Zettel, den er danach stets bei sich trägt: »Was ist Christentum ? Ehrfurcht vor Christus.« Trotz erheblicher Glaubenszweifel im Übergang vom heilen und hellen Kinderglauben zum angefochtenen Glauben eines mündigen Erwachsenen hört er nicht auf, treulich Tag für Tag zu beten.

Er hat sein theologisches Dienstexamen noch nicht ganz abgeschlossen, als er sich auf die Pfarrstelle der kleinen Dreihundert-Seelen-Gemeinde Vedersø direkt an der Nordseeküste Jütlands bewirbt. Von Januar 1924 bis Januar 1944 amtiert er dort als Dorfpfarrer, der in Dänemark seinem Status nach königlicher Beamter ist. Er geht auf die Jagd, wirkt unter Bauern, Fischern und Tagelöhnern durchaus exzentrisch, ist sozusagen ein seltsamer Vogel, wird gefeierter Bühnenautor, Kolumnist, gesuchter Redner, verdient sehr gut an seiner schriftstellerischen Nebenarbeit, heiratet eine Großbauerntochter aus seiner Gemeinde, wird Vater von fünf Kindern. Und bleibt bei all seiner Umtriebigkeit ein treuer Seelsorger, auf den die Gemeinde stolz ist, weniger sein Bischof.

Am 9. April 1940 besetzen deutsche Truppen Dänemark unter Bruch eines Nichtangriffspaktes. Sie lassen den dänischen Staat, den König, seine Regierung, also die komplette Infrastruktur des Königreiches unangetastet, allerdings unter der Bedingung der Kooperation mit Hitlerdeutschland. Kaj Munk ist zutiefst empört, auch über die Anpassungspolitik der dänischen Regierung in den folgenden Jahren. Er wird zum schärfsten Kritiker der dänischen Kollaboration und zur Symbolfigur des Widerstands gegen die deutsche Besatzungsmacht. Seine Waffe ist das öffentliche Wort. Er ist davon überzeugt, dass die Dänen etwas tun müssten, um die Fremdherrschaft abzuschütteln. Er unterstützt mit Wort und Tat die Widerstandsbewegung, die Dänen aus dem gesamten politischen Spektrum von den Kommunisten bis zu den Radikal-Konservativen umfasst.

Als im Herbst 1943 die Sabotageakte zunehmen, ordnen Hitler und Himmler als Gegenmaßnahme Terrormaßnahmen an. Zum Jahresende wird von Berlin aus ein SS-Spezialkommando in Marsch gesetzt, SS-Männer der Gruppe Skorzeny, die zuvor den Duce befreit hatte. Sie sollen in der dänischen Bevölkerung Angst und Schrecken auslösen und die Widerstandsbewegung einschüchtern. Sie haben konkret den Auftrag, bei Nacht und Nebel prominente Personen aus dem dänischen Widerstand zu ermorden. Einer der Namen: Kaj Munk. Am Abend des 4. Januar 1944 wird er in seinem Pfarrhaus verhaftet und Stunden danach am Rande der Reichsstraße 15 bei Silkeborg erschossen. Die Stimme des Widerstands sollte zum Schweigen gebracht werden. Aber die Stimme des Ermordeten wird fortan noch deutlicher und lauter als zuvor gehört. Eine Fülle von illegalen Flugblättern und Texten von dem und über den Märtyrer Kaj Munk kursieren bis zum Kriegsende im Untergrund und spornen den dänischen Widerstand an.

Freunde setzen später auf der Rabenhöhe bei Holstebro einen Gedenkstein mit der Inschrift »Kaj Munk starb am 4. Januar 1944 für sein Vaterland. Einige müssen sich opfern, damit andere leben können«.
Am Rand der Reichsstraße 15 steht bei Hørbylunde Bakke, 4 Kilometer westlich vor Silkeborg, ein großes archaisches Kreuz aus Granit – ohne Inschrift, ohne Namen oder Jahreszahl. Aber jeder Däne weiß: An dieser Stelle wurde Kaj Munk erschossen. Stets stehen Blumen vor dem Kreuz. Das Volk kennt seine Heiligen.




























































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Literarische Texte und Texte zur Literatur


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Info:
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© hams
Wikipedia (CC-by-sa)

Paul Gerhard Schoenborn
Jahrgang 1934, studierte Theologie und Philosophie in Wuppertal, Tübingen, Göttingen und Bonn. Er arbeitete als Pfarrer in Rheinhausen-Friemersheim, danach als Studentenpfarrer und später als Pfarrer für Erwachsenenbildung in Wuppertal. Seit 1995 lebt er mit seiner Frau im Ruhestand in Wuppertal.
Er ist Verfasser oder Herausgeber von Sachbüchern, Arbeitshilfen und Medienpaketen zur politischen Theologie, u.a. zu den Themen Kirchenkampf und Bekennende Kirche, Barmer Theologische Erklärung, Dietrich Bonhoeffer, Reichspogromnacht, Friedensarbeit, lateinamerikanische Befreiungstheologie, Basisgemeinden in Lateinamerika.
1996 erschien Schoenborns Buch Alphabete der Nachfolge. Märtyrer des politischen Christus. 2012 veröffentlichte er seine Studien aus dreissig Jahren zu Dietrich Bonhoeffer Nachfolge - Mystik - Martyrium. In Zusammenarbeit mit Rolf Lehfeldt übersetzte Schoenborn sieben der wichtigsten Dramen von Kaj Munk ins Deutsche: Kaj Munk - Schauspiele (2003). 2013 erschien seine Übersetzung der »Oxford-Schnappschüsse« des dänischen Dichterpfarrers. Im Jahre 2004 zeichnete der Kaj Munk Minnefond, Kopenhagen, Paul Gerhard Schoenborn und die Essener Schauspieler Isabel K. Sandig und Ralf Gottesleben mit dem Kaj-Munk-Preis aus.


Im NordPark Verlag erschienen:


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Unruhestifter




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Kaj Munk
Von der Zeitenwende




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Kaj Munk
Ein Idealist




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Kaj Munk
Fünf politische Predigten




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Kaj Munk
Dänische Dramen




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Er sitzt am Schmelztiegel. Drama




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Kaj Munk
Das Wort. Drama




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Der politische Pfarrer und Dichter, den die SS erschoss






























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