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Velser, Ruth:
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Gedichte
Die Besonderen Hefte
Heftbroschur mit Schutzumschlag
88. S.; 2018; handgeheftet, EUR 10,50;
ISBN: 978-3-943940-49-7
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Leseprobe
Nächte durch Krankheitsbilder
Ruth Velser ist eine Autorin, die um ihr Leben schreibt, der das Schreiben zugleich Dokument des Lebens, als auch Möglichkeit und Sinn des Überlebens ist. Eine Autorin, die für die Kunst lebt – in aller Konsequenz. Gerade diese Konsequenz, die man auch Hingabe nennen darf, macht ihre Kunst um so mehr zu einer echten und wichtigen, folgt sie doch nicht medialen oder modischen Strömungen. Ihr ureigener Kompass führt sie durch das kulturelle Feld, stilistisch und inhaltlich unabhängig, existentiell doch immer bedroht.
Assoziationsketten, Sprünge, Umschichtungen und Einschübe benutzt sie als eine eigene Technik, die nicht konstruktiv, sondern intuitiv arbeitet und sich zu einem komplexen Gesamtkunstwerk zusammensetzt, das genau diese Sprünge, Stürze und Schläge zum Ausdruck bringt, die ihr persönliches Leben kennzeichnet.
Leseprobe
ABEND
Während die Tasse Tee
Mit dem Löffel abkühlt
Auf den Papieren
Neben den Vitamintabletten
+ 2 Bananen
Die mittlere Schublade
Der Kommode offensteht
Auf der der Fernseher läuft
Blautonig
Während ich im Glasschrank
Nicht gespiegelt bin
Während das angefangene
Portrait drüberwegsieht
Pinsel + Farben
Auf Plastikfolie
Mantel + Schal
Überm Stuhl liegen
Während 1 Auto vorbeifährt
Während ich schreibe
Es fängt an
Es hört auf
STÄRKER ALS DIE GESTEN DER VÄTER
Bannte uns der Morgen
An den Frühstückstisch
Schattenspiele der Rosen + Azaleen
Es gab 1 Liege
1 Schaukelstuhl
+ 2 Sonnenschirme
Am Abend werden die Dinge
Eingesammelt
Das Tablett mit den
Gelöschten Kerzen reingetragen
+ die Aussicht auf die Berge
Hinter dem Fluß
Wenn die Rolläden runtergelassen
+ die Alarmanlage eingeschaltet
Müssen wir nichts fürchten
SPRINGTEUFEL
Vorbei
Behütete Tage
Aus Licht + Verborgenheit
Was legst du die Hand
+ sagst: 1 Wunde
Was schändest du
Unbekannte Götter
Schreist in leere Räume
Öffnest Bilder
Mit scharfer Stimme
Aufstehn Setzen Aufstehn
Verlachen
Ist es nicht
Die mindeste Höflichkeit
Dass die Dinge
Nicht offenbar werden
In der Stille
Sprechen sie zueinander
Mitternacht vorbei
Bus Richtung Depot
Der Gang durch die Siedlung
An- + abspringende Heizungen
Mond zur Linken
Häuser in Dunkelheit
1 Mülleimer brennt
Ich häufe mit Händen
Schnee auf die Flammen
Aus dem Nichts 1 Frau
Klingelt bei der Hausherrin
Um 1 Eimer Wasser
Harsch unter den Stiefeln
Einfahrt mit blinder Laterne
Das Haus durchgeatmet
Von der sterbenden Mutter
Schlüssel ins Schloss
Decke über mich
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