N O R D P A R K
V E
R L A G
|
|
Volker W. Degener
Ein besonderes Kaliber
Tatsachenkrimi
160 S., 2010, Euro 14,00
Paperback
ISBN: 978-3-935421-63-8
Ein großer realer Kriminalfall im Ruhrgebiet.
Ein zwanzigjähriger Deutscher, aus Kasakstan stammend, der hier lebt und zur Schule gegangen ist, gerät ins
Drogenhändlermillieu, erschießt im Lauf eines halben Jahres sieben junge Männer. Die Morde finden in Herne, Wanne-Eickel, Rotterdam und Düren statt.
Volker W. Degeners Roman beschreibt die Ermittlungsarbeit des Teams um Steffen Kinski und begleitet das Ermittlungsteam bis zum Gericht.
Leseprobe
Dieses Buch ist im NordPark Verlag
nicht mehr lieferbar.
Die neue Ausgabe finden Sie nun im
Klartextverlag.
Reaktionen/Rezensionen
WAZ-Mitarbeiter Björn Bowinkelmann sprach mit Degener
über seinen Krimi ... mehr
Alexandra Jegers mit einem Bericht
über eine Lesung in Marl ... mehr
Leseprobe
4
»Kannst du dich nicht auf deinen verdammten Arsch setzen?
Reiß dich zusammen!«
»Kann ich nicht, bin nicht so cool wie du. Scheiße, meine Nerven
sind nicht in Ordnung. Verstehst du? Halt das nicht aus. Muss
nachsehen, ich geh’ jetzt runter!«
Das Geräusch einer zugeschlagenen Autotür hat ihn aus einem
durchgesessenen Ledersessel hochfahren lassen. Ahmet Aksu
hastet zum Fenster, von dem aus er die Straße überblicken kann.
Die Straßenbeleuchtung ist bereits in Betrieb, seit mehr als zwei
Stunden. Gedämpftes, warmes Licht fällt von den Lampen auf die
parkenden Autos.
»Verstanden? Du bleibst mit deinem verdammten Arsch
hier!«
Vorsichtig drückt Ahmet die Gardine zur Seite, schüttelt dann
den Kopf.
»Schon gut. Hast ja recht. Es ist viel zu früh!«
Er wirft sich wieder in seinen Sessel, schiebt sich eine Zigarette
zwischen die Lippen und starrt sein Gegenüber an.
Sein Kumpel Andreas Altenberg hat sich schon wieder beruhigt.
Er verzieht keine Miene. Anscheinend konzentriert er sich auf den
Fernsehapparat, in dem MTV läuft.
»Der wird ganz pünktlich sein, verlass’ dich drauf. Der zittert
doch um seine Kohle.«
Andreas ist sich seiner Sache absolut sicher. Schließlich hatte
er die Idee, dem Ocak am Telefon anzubieten, das restliche Geld
in der Haydnstraße cash in Empfang zu nehmen. 43.000 Euro.
Das Telefonat hatte nur wenige Minuten gedauert, dann hatte der
türkische Immobilienmakler zugesagt. Um acht wollte er da sein.
Jetzt ist es kurz nach sieben.
Klar, dass Ahmet die Kohle nicht hat. Jetzt nicht und überhaupt
noch nie. Für Andreas, halb so jung wie Ahmet, gab es deshalb
keine lange Diskussion. Er hat so seine Erfahrungen und er ist
sowieso immer für schnelle Entscheidungen zu haben.
»Du weißt, es geht um die Ehre deiner Familie«, hatte er Ahmet
immer wieder erklärt. »Das darfst du nie vergessen.«
Der hatte schließlich zustimmend genickt. Und dann hatten sie
die Lösung des Geldproblems besprochen. Zahlung hier bar auf
die Kralle.
»Das darfst du nicht zulassen« hatte Andreas ihn beschworen.
»Niemals. Er kann euch doch nicht einfach auf die Straße schmeißen.
Dich und deine Eltern, die ganze Familie.«
»Die verdammte Ratte will die Wohnung versteigern, zwangsversteigern,
wenn wir nicht zahlen«, hatte Ahmet kleinlaut eingeworfen.
»Willst du das zulassen? Dann müssen deine Eltern beim Sozialamt
in Bochum antanzen. Unmöglich, so was.«
»Dieses erbärmliche Schwein!« hatte Ahmet schließlich geflucht.
»Gottloser Halsabschneider!«
»Deshalb müssen wir es tun. Vor allem für deine Eltern. Das
bist du ihnen als guter Sohn schuldig.«
Das hatte Ahmet eingesehen.
»Er wird kommen«, sagt Andreas. »Er braucht das Geld. Dann
werden wir noch einmal verhandeln.«
»Auf der Straße? Und wenn er nicht allein kommt?«
»Zähl mal genau nach. Hier sind drei Männer. Und draußen,
auf der Straße, da wartet noch einer von uns.«
Der dritte Mann, Andreas’ Namensvetter Boris, hat sich bisher
heraus gehalten. Jetzt nickt er bestätigend. Er hat auf einem abgewetzten
Sofa Platz genommen und eine Bierflasche vor sich auf
dem niedrigen Glastisch, in erreichbarer Nähe, damit sie sofort
aufbrechen können. Falls der erwartete Mann aus Düsseldorf zu
früh aufläuft. Der vierte Mann, Soldat genannt, wartet draußen
an der Straßenecke und wird sich melden, sobald sich dort etwas
tut.
Ahmet Aksu geht auf und ab und wirft alle paar Minuten einen
prüfenden Blick aus dem Fenster. Seine Schritte hallen durch die fast
leere Wohnung. Nach einer Viertelstunde springt Andreas auf.
»Du machst mich verrückt! Also dann zur Sache! Abmarsch!«
Jede Einzelheit ist besprochen. Jetzt muss nur noch sein Vorschlag
umgesetzt werden. Andreas ist als erster an der Tür. Bevor
er die Wohnung verlässt, schiebt er sich ein frisches Kaugummi
zwischen die Zähne.
Im Hausflur wird kein Licht eingeschaltet.
Vor der Haustür ein paar Blicke nach links und nach rechts. Die
Straße ist so gut wie leer. Am Straßenrand parken die Anwohnerautos
in dichten Reihen. Alles unauffällig.
Andreas’ Daumen zeigt nach links. Nach fünfzig Metern haben
sie eine Straßenkreuzung erreicht. Ahmet Aksu nimmt seinen Platz
unter einer der Laternen ein, wo er nervös hin und her geht. Er ist
gut zu erkennen. Auch für den Geschäftsmann aus Angermund.
Die anderen verdrücken sich. Andreas, Boris Altenberg und
Fedor Vlasov. Es vergehen zwanzig Minuten, bis ein schwarzer
Porsche Boxter auftaucht. Er rollt mit zwei Rädern auf den Gehweg,
direkt an der Kreuzung. Licht und Motor bleiben an. Ahmet
Aksu nähert sich langsam dem Wagen, er öffnet die Beifahrertür,
prüft, ob der Makler allein ist.
Im Auto sitzt ein gedrungener, kräftiger Mann, Ali Ocak. Ahmet
öffnet die Beifahrertür, nimmt Platz auf dem Beifahrersitz und
lächelt erleichtert. Alles läuft so, wie besprochen.
»Hallo«, sagt Ocak. »Ging nicht schneller.«
»Okay, kein Problem. Ich will mit dir reden«, schlägt Ahmet
freundlich vor.
»Reden? Wir? Worüber reden? Ich wollte nur ...«
»Ja, ja, du bekommst alles, was dir zusteht. Keine Panik.«
»Machen wir es schnell«, sagt Ocak. »Ich habe noch zu tun.«
»Lass uns reden wie anständige Geschäftsleute.«
»Mach voran. Was gibt es noch zu klären?«
»Kleinigkeiten. Mehr nicht.«
»Also?«
»Unbequem hier«, stellt Ahmet Aksu fest und rutscht auf seinem
Sitz nach hinten. Schlechte Sicht nach draußen. Direkt vor ihm ist
die Frontscheibe beschlagen.
»Also was?«
Plötzlich stehen zwei Männer an der Fahrertür und einer an
der Beifahrerseite. Sie haben die Hände auf das Dach des Porsche
gelegt, trommeln ein wenig. Ali Ocak blickt nach links und nach
rechts.
»Was ist los? Was soll das?«
Seine Augen weiten sich. Ahmet gönnt ihm jetzt ein fieses Lächeln.
»Ich habe noch ein paar Verhandlungspartner mitgebracht. Erleichtert
unsere Arbeit.«
»Ich verhandle nicht, auch nicht unter Druck. Gib mir das Geld,
und dann ist endlich Schluss.«
»Okay, du verstehst mich nicht«, sagt Ahmet und hustet etwas.
Die Türen werden gleichzeitig aufgerissen, und Ocak sieht links
und rechts gezogene Pistolen, die auf seinen Kopf gerichtet sind.
»Das ist nicht euer Ernst«, stammelt Ocak, der entsetzt in die
Mündungen von drei Pistolen schaut.
»Alles sehr ernst. Du hast es nicht anders gewollt, mein Lieber«,
sagt Andreas Altenberg betont langsam. »Du steigst jetzt um in
ein größeres Auto. Schnell! Und keine Faxen, sonst bist du gleich
erledigt.«
Ali Ocak bewegt sich nicht, er stöhnt auf. Seine Hände umklammern
das Lenkrad. Was er aus seien Augenwinkeln wahrnimmt,
ist schlimmer als ein Albtraum.
Auf seiner Seite fährt ein Jeep vor, ein schwarzer Cherokee. Der
Wagen bremst mit quietschenden Reifen.
»Gebt mir das Geld und lasst mich fahren«, bittet der Immobilienmakler.
Er schaut die Pistolentypen nicht an, er blickt nur auf
das Lenkrad und lässt seien Kopf darauf sinken.
»Wir fahren dich!«
»Bitte, lasst mich laufen!«
Dann geht alles blitzschnell. Ocak wird aus seinem Auto gezerrt.
Seine Füße schleifen über Boden. Er landet bäuchlings auf dem
Rücksitz des Jeep. Im Nu sind seine Hände gefesselt. Ocak stöhnt
wieder, schreit hinein in die Sitzpolster. Der Motor des Jeeps brüllt
auf, überdeckt Ocaks Schreie.
Drei Männer steigen zu, richten den Gefesselten auf. Schieben
ihn in die Mitte, keilen seine strampelnden Beine mit ihren Schenkeln
fest.
»Ab die Post!«, befiehlt Andreas. »Los, los!«
»Wohin?«
»Idiot! Wie besprochen! Erst mal in sein Haus. Fahr los! Du
kennst doch den Weg.«
NordPark Verlag
Literarische Texte und Texte zur Literatur
Die Titel des Nordpark-Verlages können über jede gute Buchhandlung bezogen werden.
Dort berät man Sie gern.
Sollte keine in Ihrer Nähe sein, schicken Sie Ihre
Bestellung einfach an uns:
N o r d P a r k
V e r l a g
Alfred Miersch
Klingelholl 53
D-42281 Wuppertal
Tel.: 0202/ 51 10 89
Fax: 0202/29 88
959
E-Mail:
miersch@nordpark-verlag.de
Webmaster:
Alfred Miersch