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Steffens-glueck-web-cover

Andreas Steffens
Glück.
Aspekte und Momente.
mit einer Einband-Zeichnung
von Annette Lucks
Heftbroschur mit Schutzumschlag
86 S.; 2009; EUR 6,50;
Die besonderen Hefte
ISBN: 978-3-935421-43-0


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Leseprobe




»Glück ist ein Luxus, den jeder erlangen kann, wie arm er auch bleibe; denn es gehört nicht zu den unerläßlichen Bedingungen unseres Lebens. Es läßt sich führen auch, ohne glücklich zu sein, und manch einer ist im Unglück sehr alt geworden. Aber es ist eine Voraussetzung dafür, daß unser Leben und unsere Selbstwahrnehmung im Einklang sind. Eigentlich ist das Glück nichts anderes als dieser Einklang. Man erwirbt es nicht, indem man dem Schicksal beweist, daß man seiner würdig ist. Um sein Glück kann man sich nicht bewerben. Von allem, was sich in der Welt begibt, abhängig, ist es durch nichts zu bewirken, obwohl jede Handlung aller zu jeder Zeit an jedem Ort daran mitwirkt, daß es sich ereigne.«


Es ist eines der Themen der Philosophie,
und kommt in der deutschen doch kaum vor.

Wie wenig Glück es selbst bei den Philosophen von jeher hatte, läßt sich daran ablesen, daß von den Zeugnissen, denen Andreas Steffens nachdenkend einige seiner Aspekte erwägt, nur wenige von Philosophen stammen, weit mehr von Literaten und bildenden Künstlern.
Wege zum Glück mag beschreiben, wer sich zu Lebensratgebertum berufen fühlt; hier finden sich nur Hinweise zu seinem Verständnis versammelt, denen zugedacht, die es etwas genauer wissen wollen, was es damit auf sich hat, mag einer es gerade haben, oder entbehren.




Andreas Steffens
Schriftsteller und Philosoph
1957 in Wuppertal geboren; 1990 – 2002 Zweitwohnsitz in Paris
Studium der Geschichte und Philosophie in Düsseldorf und Münster.
1980 – 1996 Galerist in Wuppertal (Galerie Epikur; Galerie Putty).
1989 Promotion an der Heine Universität Düsseldorf (›magna cum laude‹).
1995 Habilitation in Philosophie an der Universität Kassel; Privatdozentur.
1997 Gast am Wissenschaftskolleg New Europe College Bukarest
Lehr- und Publikationstätigkeit in den Bereichen Kulturtheorie, Historik, Anthropologie und Ästhetik
Forschungsprojekte: Rekonstruktion der Anthropologie als Onto-anthropologie; Entwicklung einer anthropologischen Ästhetik Tätigkeit als Kritiker und Kurator für verschiedene Galerien (Düsseldorf, Berlin, Essen)

Werke :
Das Innenleben der Geschichte. Anläufe zur Historischen Anthro-pologie (1984)
Die Erfahrung der Geschichte (Habilitationsschrift 1995)
Poetik der Welt (eva: Hamburg 1995)
Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen (Reclam: Leipzig 1999)

Aktuelles Kunst-Projekt
»Werkzeuge des Lebens«: Philosophie (mit) Bildender Kunst
bisherige Stationen: Deutsches Werkzeug-Museum, Remscheid 2007; Neuer Kunstverein, Regensburg 2009; Gemeinschaft Krefelder Künstler GKK, Krefeld 2009

Preise
1987 Preis der Stiftung zur Förderung der Philosophie (Mönchengladbach)
2009 Kultur-Preis der Springmann Stiftung (Wuppertal)



Leseprobe

Vorwort

Es ist eines der Themen der Philosophie, und kommt in der deutschen doch kaum vor: das Glück hat in der deutschen Ethik, in der deutschen Philosophie und Lebenslehre keinen sicheren und ganz gewiß keinen hohen Platz.
An diesem befremdlichen Befund hat sich nichts geändert, seit Dolf Sternberger ihn 1966 in seiner Heidelberger Immatrikulationsrede über ›Das Menschenrecht nach Glück zu streben‹ aussprach.
Wie wenig Glück es selbst bei den Philosophen von jeher hatte, läßt sich daran ablesen, daß von den Zeugnissen, denen nachdenkend ich einige seiner Aspekte erwäge, nur wenige von Philosophen stammen, weit mehr von Literaten und bildenden Künstlern. So findet sich die einzige mögliche Metaphysik des Glücks bei einem späten Epigonen der klassischen europäischen Lyrik. In der Beiläufigkeit zweier Zeilen hat Fritz Usinger sie in dem Gedicht ›Anakreon‹ seines großen Zyklus‹ über ›Das Glück‹ zusammengefasst: Hinter den Wegen der Welt ist immer als letztes Ziel das / Glück gesetzt, denn Glück ist Einigsein mit den Göttern.
Ausnahmen von der philosophischen Glücksenthaltung sind spärlich geblieben. Robert Spaemanns glänzend vorgetragene Erinnerung, daß Ethik ›Lehre vom gelingenden Leben‹ zu sein habe, ›Glück und Wohlwollen‹, verklang ebenso folgenlos wie Odo Marquards, des Skepsisartisten in allen Lagen, Ermahnung, eine sich auf die Weisheit – also doch auf sich selbst – besinnende Philosophie müsse das Glück, das sie preisgegeben habe, um das Unglück loszuwerden, zurückholen. (Oder es bleiben lassen, um die Last der Weisheit endlich loszuwerden, da das Unglück doch das bei weitem vorherrschende Phänomen ist?)
Selbst die fundierteste Neubegründung der ältesten Denkform der Philosophie, die darauf angelegt war, sie zu einer Lebensform zu machen, Wilhelm Schmids ›Philosophie der Lebenskunst‹, behandelte das Glück zunächst nur nebenher. In zwei opuscula hat er das zunächst Unterlassene nachgeholt, unter der zeitgeistantizyklischen Maxime allerdings, daß Glück nicht das Wichtigste im Leben sei.
Seitdem ist das Thema im Kielwasser der unerwartet schnell populär gewordenen Wiederentdeckung der Lebenskunst auf findige ›Ratgeber‹ und windige Traktätchen trittbrettfahrender Zeitgeistritter heruntergekommen. So lange missachtet, wurde das Glück schließlich Opfer des Gewinnlertums einer pseudointellektuellen Konjunktur.
Die traditionelle philosophische Enthaltsamkeit vom Glück lag nicht nur daran, daß Kants Entdeckung oder Aufstellung des kategorischen Imperativs, des Sittengesetzes und des Pflichtgebotes Epoche und der Glücks- oder Glückseligkeitsethik den Garaus gemacht hat. Er hat uns die Unschuld genommen, vom Glück zu reden und mit gutem Gewissen nach Glück zu streben, worauf Sternberger den Hauptakzent legte. Auch nicht allein daran, daß die Deutschtümelei es einer zunehmend ideologisch infizierten Philosophie erleichterte, die Wiederentdeckung des Glücks im französischen Denken des 18. Jahrhunderts zu übersehen, und Fontenelles ›Du bonheur‹ oder Malebranches anti-stoische Verteidigung eines als Inbegriff des Genusses verstandenen Glücks im 4. Buch seiner ›Recherche de la vérité‹ unter dem Generalverdacht gegen ›die Aufklärung‹ totzuschweigen. Selbst der Ruch des Revolutionären einer Tradition, die von Heine bis Marcuse – Herbert und Ludwig – Glück auf Freiheit reimte, trug zu ihr nur bei, ohne sie zu verursachen.
Sie rührt vor allem daher, daß die deutsche Philosophie, sich gegen den Siegeslauf der Wissenschaften zu behaupten suchend, Erkenntnis- und Wissenschafts- , statt Lebenslehre sein wollte. Diese Fixierung hat auf Dauer beinahe ihr selbst den Garaus gemacht, sie jedenfalls zu einem universitären Kümmerdasein verurteilt, weit entfernt von gesellschaftlicher Wirkung.
Aber in welche Gesellschaft könnte sie zu wirken noch bemüht sein, wenn sie wollte? Die Tradition geselliger Bildung, gebildeter Geselligkeit, die im Gespräch erwägt, was alle angeht, und das Erwogene zur Grundlage öffentlicher Erörterung und Herstellung politischer Verbindlichkeiten macht, war in Deutschland nie besonders ausgeprägt, und hat sich auch in fünfzig Jahren eines freien demokratischen Lebens von der Zerstörung der Gesellschaft und ihrer Elite durch Hitlers Herrschaft nicht erholt. Undenkbar hierzulande, daß es die Wiederwahl eines machthabenden Politikers gefährden könnte, wie einem französischen Präsidenten beinahe geschehen, in entscheidender Fernsehdebatte durch ein falsches Zitat den Verdacht literarischer Unbildung zu wecken. Übrigens unbegründet.
Dem Umstand, daß gesellige Nachdenklichkeit in privaten Kreisen sehr wohl ein Fortleben findet, verdankt dieses Büchlein sein Entstehen. Es ist die in den darauf folgenden Jahren bei Gelegenheit immer wieder erweiterte Ausarbeitung einer Gesprächsgrundlage für den ›PKW‹, den Philosophiekreis Wuppertal, einen Kreis Interessierter, der sich unter meiner Mentorschaft Ende der 90er Jahre zusammenfand, und in ›informeller‹ Runde, ohne Statuten und Vereinsaufwand, das gesellige Nachdenken pflegte.
Unter dem Eindruck der in Überdruss auslaufenden publizistischen Konjunktur seines Themas mag das Büchlein als Nachläufer aufgenommen werden. Aber die Ersten, die zu Letzten wurden, werden die Ersten wieder sein, wenn erst vergessen sein wird, was sie zu Verspäteten hatte werden lassen. Wen Nachläuferschaft stört, der taugt zur Philosophie nur wenig. Philosophen kommen immer hinterdrein. Sie denken eben nach, selten damit auch einmal vor. Für ihr Metier gilt weit mehr, was Jakob Burckhardt von der Historie sagte, nicht klug für ein andermal, höchstens weise für immer zu machen.
Wege zum Glück mag beschreiben, wer sich zu Lebensratgebertum berufen fühlt; hier finden sich nur Hinweise zu seinem Verständnis versammelt, denen zugedacht, die es in diesem ganz besonderen Fall des Unbegreifbaren etwas genauer wissen wollen, was es damit auf sich hat, mag einer es gerade haben, oder entbehren.
Während die ›Aspekte‹ als Gedankenerträge bedachter Lesefrüchte die Leere seiner Unbestimmbarkeit umkreisen, beschreiben die sich anschließenden ›Momente‹ aphorismenartig aus persönlichem Erleben und Beobachtung anderer stammende Erfahrungssplitter, in denen aufblitzt, was Glück sein kann. So wenig wir ihm noch trauen mögen, so sehr brauchen auch wir es, wie alle Menschen es immer gebraucht haben. Insofern ist die gegenwärtige Konjunktur des Glücks nicht nur als Ausdruck einer Zeit verständlich, deren Lebenserwartungen sich zunehmend wieder verdunkeln, sondern auch legitim. Genau das macht sie philosophiewürdig. Liegen die großen Themen erst in der Luft, sind sie zu neuem Bedenken fällig, weil fragwürdig geworden. Dann ist es Zeit, nachzudenken.
Kein Gedanke an das Glück ist verschwendet, keiner verspätet. Denn das Bedürfnis nach ihm ist zeitlos allgegenwärtig.





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Literarische Texte und Texte zur Literatur


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Die Malerin:
Annette Lucks

1952 in Regensburg geboren, Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Annette Lucks lebt in München
www.annette-lucks.de


Info:

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Autorenfoto Andreas Steffens

Foto: Zbigniew Pluszynski


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In den Bordellen der Schaulust.




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